Rückblick
Ein vielfältiges Programm sowie der Besuch zahlreicher internationaler und nationaler Gäste machten auch in diesem Jahr das Filmfest wieder zu einem Ort des Austauschs über die Menschenrechtslage von Frauen und Mädchen weltweit.
Internationale Begegnungen
und anregende Diskussionen
Regisseurin Roya Sadat und Drehbuchautor Aziz Dildar waren aus
Afghanistan angereist, um ihren Spielfilm „A Letter to the
President“ vorzustellen. Im Filmgespräch vermittelten
sie ein anschauliches Bild der Situation in ihrem Land, wo Frauenrechte
zwar auf dem Papier existieren, gegen die patriarchalen Strukturen
der Gesellschaft aber in den seltensten Fällen durchgesetzt
werden können.
Die afghanische Journalistin Shakila Ebrahimkhil, Protagonistin im Dokumentarfilm „Facing the Dragon“,
beeindruckte das Publikum mit ihrer persönlichen Geschichte:
Während der Taliban-Herrschaft durfte sie als Frau das Haus
kaum verlassen, später setzte sie mit ihrer unerschrockenen
Berichterstattung ein Zeichen dafür, sich im Kampf um Menschenrechte
selbst von Todesdrohungen nicht einschüchtern zu lassen.
Ihre mitgereiste Tochter stellte eindrücklich gegenüber,
welche Rechte und Freiheiten sie als geflüchtetes Mädchen
in Deutschland erleben darf, die ihr in Afghanistan verwehrt blieben.
Im Anschluss an den Dokumentarfilm „Little Stones“ berichtete
die senegalesische Rapperin und Aktivistin Fatou Diatta aka
Sister Fa mit inspirierendem Enthusiasmus von ihrem Engagement
im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in Senegal.
Highlights im Rahmenprogramm
Gemeinsam mit TERRE DES FEMMES-Bundesgeschäftsführerin
Christa Stolle sprach Fatou Diatta auch zur Eröffnung
der Foto-Ausstellung „Building Bridges to End FGM“ über
Möglichkeiten, FGM weltweit ein Ende zu setzen. Während
das jahrelange Engagement in Afrika derzeit vielversprechende
Erfolge verzeichnet, ist die Situation in vielen asiatischen Ländern
wie etwa Indonesien alarmierend. Insbesondere betonten sie auch
die Dringlichkeit, der Situation in Deutschland mehr Aufmerksamkeit
zu schenken: In Deutschland geborene Mädchen würden
ins Ausland gebracht und dort illegal beschnitten.
Bei der Diskussionsrunde „Von §219a
bis zu #AbortoLegalYa: Der Kampf um das Selbstbestimmungsrecht
der Frauen“ im Club
Voltaire verglich Gynäkologin Gabriele Halder die
aktuelle Situation in Deutschland in Bezug auf Abtreibungen mit
der eines
Entwicklungslandes. Hierfür seien auch erschreckende Mängel
in der Ausbildung von GynäkologInnen verantwortlich. Stephanie
Schlitt, unabhängige Beraterin der WHO Deutschland, schilderte,
wie Frauen in Irland es erreicht haben, die in Deutschland vorherrschende
Tabuisierung des Themas aufzubrechen.
Publikumslieblinge
Das Biopic „Unga Astrid“, das vom Kampf um Selbstbestimmung
der jungen Astrid Lindgren erzählt, sorgte sowohl bei der
Eröffnungsveranstaltung des Filmfests als auch bei der Wiederholung
des Films im Kino Waldhorn in Rottenburg für ausverkaufte
Kinosäle. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde auch die Vorführung
des Dokumentarfilms „#Female Pleasure“ in den
größten
Saal des Kino Museum verlegt.
Schulvorstellungen
Über 200 SchülerInnen konnten während der Festivalwoche über
das Medium Film mit Themen der politischen Bildung erreicht
werden. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts
in Deutschland zeigte das Filmfest „Die Göttliche
Ordnung“ im
Kino Museum und besuchte außerdem drei Tübinger Schulen
mit unterschiedlichen Filmen. An der Wilhelm-Schickard-Schule
etwa erarbeiteten die SchülerInnen gemeinsam mit Regisseurin
Dorothe Dörholt („Bloß keine Tochter!“) Ideen dazu, wie Entwicklungshilfe durch Investitionen in die
Bildung von Frauen Armut entgegensteuern kann.